Beim dem hier geführten Interview handelt es sich um ein Gespräch mit Hilde Eisler (Eisler), welches am 31.08.1989 in Ostberlin von Jeffrey M. Peck (Peck) durchgeführt wurde. Ausschnitte des Interviews finden im Dokumentarfilm „Chronik einer Rückkehr. Lebenswege deutscher Juden in der DDR“, welcher 1993 veröffentlicht wurde, Niederschlag.
00:00:01 Jeffrey M. Peck (Peck): Okay, die erste Frage Frau Eisler: Können Sie uns genauer beschreiben diese Verfolgung von Ihnen und von Ihrem Mann in den USA?
00:00:11 Hilde Eisler (Eisler): Die Verfolgung meines Mannes hat angefangen, als der Kalte Krieg begann. Das war der Kalte Krieg nach außen und der Kalte Krieg nach innen, der Kalte Krieg gegen alle fortschrittlichen Kräfte und der Kalte Krieg gegen die Sowjetunion hauptsächlich. Es war so, dass also eine Gallionsfigur gebraucht wurde an der… Schnitt
00:00:39 Peck: Okay, okay, okay. Wir wollen jetzt über die Verfolgung von Ihnen und Ihrem Mann aus den USA.
00:00:48 Eisler: Nach der Rede von Churchill in Fulton, Massachusetts Churchill hielt seine Rede am 5. März 1946 am Westminster College in Fulton (Missouri)., wo die Rede davon war, vom Eisernen Vorhang, Sie werden sich erinnern. Und der Verdrängung der Sowjetunion aus den Gebieten, die sie besetzt hatten, nach dem Krieg. Da wurde eine ganz enorme Kampagne gegen alle fortschrittlichen Menschen losgelassen und die amerikanische Regierung, die gegen alles, was fortschrittlich war, vorging, brauchte eine Gallionsfigur. Einen Menschen, der also symbolisieren sollte, dass die zum Beispiel die Kommunisten in den Vereinigten Staaten von außen dirigiert werden und zwar direkt vom Kreml. Und Gerhart Eisler war ein bekannter Kommunist, der während des Krieges ein Buch geschrieben hat, zusammen mit anderen über die Lehre Deutschlands, „The lessons of Germany“ hieß es, der in einer Zeitung gearbeitet hat, „The German American“, um die amerikanisch-deutsche Bevölkerung zu mobilisieren, den Krieg gegen Hitlerdeutschland zu unterstützen und aufzuklären, was das Hitlerregime wirklich war. Und diese Zeitung, die auch später in den Kriegsgefangenenlagern verteilt wurde, das war also eine der hauptsächlichsten Tätigkeiten meines Mannes. Er war also bekannt als deutscher Kommunist schon von eh und je, und er wurde von amerikanischen Turncoats denunziert, dass er also von Renegaten, nicht wahr, dass er derjenige sein, der die amerikanischen Kommunisten dirigiert. Und damals wurde das Komitee zur Bekämpfung unamerikanischer Tätigkeit Meint hier: Committee on Un-American Activities, im Volksmund Unamerikanisches Komitee genannt, wieder, also, zum Leben erweckt, denn, nachdem es also viele Jahre nicht mehr existiert hat, und vor dieses Komitee wurde er gerufen und er sollte dort aussagen. Mein Mann hatte ein Statement vorbereitet, eine Erklärung, die er vortragen wollte, bevor er irgendeine Frage beantworten sollte. Er hat gesagt, er hat seinen Namen genannt und mehr wollte er nicht sagen. Er hat gesagt: Ich sage überhaupt nichts, ich werde keine Namen nennen, nicht einmal den Namen meiner Wäscherei, weil ich nicht will, dass irgendein Amerikaner durch mich in Ungelegenheiten kommt. Denn damals war eine solche Atmosphäre, dass jemand, der verwandt war mit irgendjemand, der mal ein Kommunist war, schon verdächtig war, auf die schwarze Liste gesetzt wurde, diskriminiert wurde und seine Existenz vernichtet wurde. Also das hat einfach sich geweigert auszusagen. Er hat also mit J. Parnell Thomas, der damals der Leiter dieses Komitees war, hin und her diskutiert. Sie müssen aussagen. Nein, ich werde nicht aussagen. Lassen Sie mich erst meine Erklärung abgeben und dann werde ich aussagen. Kurz und gut, er wurde wegen Verächtlichmachung des Kongresses zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. Das war also die erste Verurteilung. Er wurde dann also auch verhaftet. Und dann gab es also noch einen Prozess. Ich will die Sache kurz machen, das ist eine sehr lange Geschichte. Man hat ihn dann noch einmal zu drei Jahren Gefängnis verurteilt, und zwar deswegen, weil er in Marseille, wo er das amerikanische Transitvisum bekommen hat. Da muss ich noch dazu sagen Wir hatten nie die Absicht, in die Vereinigten Staaten auszuwandern, sondern wir wollten nach Mexiko, weil der Präsident Mexikos, Cárdenas, zu jener Zeit den spanischen, den Spanienkämpfern und verfolgten Antifaschisten aus den verschiedensten Ländern Europas Asyl gewährt hat, um sie vor den heranrückenden Deutschen in Frankreich zu retten. Aber die amerikanische Regierung hat zu jener Zeit einen Erlass herausgegeben, dass Deutsche nicht mehr in lateinamerikanische Länder fahren dürfen. Um die dortige fünfte Kolonne der Deutschen, die stark mit den Nazis sympathisiert haben, nicht noch zu verstärken. Und sie haben sich nicht die Mühe gemacht, zu unterscheiden zwischen Nazis und Antinazis. Also ein ganz mechanischer Vorgang. Wir wurden erst einmal auf Ellis Island eingesperrt. Dort blieben wir drei Monate, und dort trafen wir also so bekannte deutsche Schriftsteller wie Anna Seghers, die auch dort eingesperrt war, die dann aber nach Mexiko durften, weil ihr Mann Ungar war, ja? Aber wir blieben dort drei Monate, und dann mussten sie uns ja rauslassen, und wir hatten so also ein temporäres Visum. Aber es war nie unsere Absicht, in den Vereinigten Staaten zu bleiben. Und mein Mann hat auch immer wieder einen Antrag gestellt, an State Department ihn ausreisen zu lassen, das liegt noch schriftlich vor und dem wurde nie stattgegeben. Also diese drei Jahre, die er dann noch bekommen hat, das war deswegen, weil er in Marseille, wo er seine Ausreise nach dem KZ, in dem er in Frankreich gesessen hat, ein sehr böses KZ in Le Vernet und dann in Les Milles in der Nähe von Marseille, wo er dann seine Ausreise betreiben sollte. Da hat er also dem amerikanischen Konsul nicht gesagt, dass er Kommunist ist, denn es gab ja ein Gesetz, dass Kommunisten nicht einreisen dürfen in die Vereinigten Staaten, hätte er gesagt Ja, ich bin Kommunist, dann hätte er sein eigenes Todesurteil gesprochen und meins dazu, als Jüdin und als Widerstandskämpferin in der Nazizeit. Ich war im Gefängnis und hatte einen Prozess vor einem Volksgericht wegen Hochverrat, weil ich mitgearbeitet habe an der Herstellung illegaler Broschüren gegen die Nazis. Also es wäre unser beider Untergang gewesen. Und so hat er diese Notlüge gebraucht.
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00:08:03 Eisler: So. Als mein Mann wieder einmal auf Kaution frei war, hat er beschlossen, auf eigene Faust die Vereinigten Staaten zu verlassen, weil er auf dem Standpunkt stand ein deutscher Kommunist, ein Antifaschist, dessen Aufgabe ist es nicht, in einem amerikanischen Gefängnis zu verfaulen, sondern nach Deutschland zurückzukehren und mitzuhelfen, ein demokratisches Deutschland aufzubauen. Und so ist er eines Tages, bewaffnet mit einem Blumenstrauß auf das polnische Schiff Batory gegangen, so als ob er dort Leute verabschieden wollte, die nach Europa gehen. Und er ist als blinder Passagier weggefahren und ist dann in Southampton verraten worden von dem Purser Der Begriff Purser (engl. purse „Geldtasche“) bezeichnet auf Militär-, Fracht- oder Passagierschiffen den Zahl- oder Proviantmeister. des Schiffes. Er hat sich dem Kapitän zu erkennen gegeben und der hat ihm sozusagen Asyl gewährt auf dem polnischen Schiff und ist dann in Southampton mit Gewalt auf Geheiß der amerikanischen Regierung von vier Beamten vom Schiff geschleppt worden. Er ist nicht freiwillig gegangen, denn die Polen haben ihm gesagt, es gibt ein Kabel aus Warschau, dass er also das Recht hat, auf diesem Schiff zu bleiben. Aber das hat nichts genützt. Kurz und gut, er hatte dann also in London kam er vor Gericht, und der und der Richter hat entschieden, dass es keinen Grund gibt, Gerhart Eisler in die Vereinigten Staaten zurückzuschicken und hat ihn freigelassen. Und daraufhin gab es ein ungeheures Geheul in Washington. Die waren außer sich, dass ihm der Eisler entwischt ist, trotz aller Schatten, die ihm immer nachgegangen sind. Und aus Wut darüber haben sie mich verhaftet und mich auf Ellis Island eingesperrt. Das hat sechs Wochen gedauert, und dann gab es eine große Kampagne der Solidarität, auch damals schon für meinen Mann, aber dann auch für mich, dass sie mich freilassen sollen. Und eines Tages hieß es also so ganz geheim: Morgen gehen sie nach Europa. Und das sollte also unter Ausschluss der Öffentlichkeit geschehen. Ich durfte mit einer Polizeibeamtin in die Wohnung zurückgehen und meine Koffer holen. Und dann wurde ich zum Flugplatz gebracht und in ein Flugzeug gesetzt. Und dort war eine Riesenmeute von Kameraleuten und Zeitungsleuten, die also trotz Geheimhaltung herausbekommen haben, dass ich da also jetzt wegfahre. Und ich musste dann also noch Interviews geben. Ich habe dort auch eine Erklärung abgegeben, in der ich dem amerikanischen Volk für die Gastfreundschaft gedankt habe, aber gleichzeitig die amerikanische Regierung angeklagt habe, einen unschuldigen Menschen so zu verfolgen und ihm die Heimkehr in seine Heimat zu verweigern. So, und ich wurde dann nach Europa deportiert.
00:11:21 Peck: Okay. Schnitt
00:11:23 Eisler: Ja. Nach Deutschland zurückzukehren, war für mich eine der schwierigsten Entscheidungen in meinem Leben. Denn nachdem, was geschehen war, was die Nazis den Juden angetan haben: Ich habe meine ganze Familie verloren. Meine Eltern, meine Schwester wurden vergast. Das war für mich so entsetzlich unerträglich, dass der Gedanke, nach Deutschland zurückzukehren, mich also erschreckt hat und Entsetzen eingeflößt hat. Aber ich wollte meinen Mann nicht verlassen. Und ich wollte auf gar keinen Fall der amerikanischen Regierung die Genugtuung geben, dass die Frau von Gerhart Eisler nicht zurückgegangen ist, sondern vorgezogen hat, in Amerika zu bleiben. Ich bin also zurückgegangen. Als ich hier ankam, habe ich zunächst einmal... ich bin zunächst also eigentlich sehr freundlich empfangen worden, sehr herzlich von Wilhelm Pieck, von einigen anderen Antifaschisten, die ich noch kannte. Von früheren Freunden war überhaupt niemand mehr da und wie gesagt, niemand von meiner Familie. Und es war so eine Art Platzangst, die ich gehabt habe, auf die Straße zu gehen. Ich hatte Angst vor den Leuten. Ich, ich, ich konnte, ich wusste nicht genau, wie werde ich hier eigentlich leben können? Aber dann. Da habe ich Arnold Zweig kennengelernt. Ich habe die Anna Seghers wiedergetroffen und verschiedene andere Leute, die mir maßgebend waren. Und ich habe mir gesagt: Also wenn die hier leben können, werde ich auch hier leben können. Und dann kam noch etwas ganz Wichtiges dazu: Ich wollte immer Journalistin werden, und das wurde mir hier ermöglicht. Ich kam also an und mein Mann auch, also ich kam ja später als mein Mann, kurz bevor die DDR gegründet wurde. Und ich konnte
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00:00:01 Peck: Sie sprechen über Ihre journalistische Tätigkeit?
00:00:03 Eisler: Ja, ich habe an verschiedenen Zeitungen gearbeitet und dann wurde das Magazin gegründet, das war 1953. 1954 erschien die erste Nummer. Damals arbeitete ich noch bei der Wochenpost, eine noch heute sehr beliebte Zeitung. Und dann wurde beim Magazin ein stellvertretender Chefredakteur gesucht. Ich habe mich da beworben und wurde auch angenommen und habe also diese Arbeit bekommen. Der Chefredakteur, der damalige Chefredakteur, ging nach kurzer Zeit in eine andere Zeitung Heinz Schmidt wurde 1955 zum Chefredakteur des Magazins ernannt. 1956 wechselte er in gleicher Funktion zur satirischen Zeitschrift Eulenspiegel. und ich wurde Chefredakteur. Das heißt, ich wurde also gerufen, man sagte mir: Warum sollen wir einen Mann beauftragen? Eine Frau kann genauso gut die Zeitschrift machen. Wir wissen, dass du das kannst. Also, mir war da, das wollte ich eigentlich gar nicht. So viel Verantwortung habe ich nicht gesucht, der Stellvertreter war mir genug. Aber ich habe das gemacht, sozusagen, bin ins Wasser gesprungen und bin geschwommen und so habe ich das 25 Jahre lang gemacht, das Magazin. Und das war eine wunderbare Arbeit. Also eigentlich die schönste journalistische Arbeit, die man sich in der DDR denken konnte. Die Zeitschrift hat dann eine Auflage erreicht von 560.000 Exemplaren, von 100.000 erst, jetzt auf 560. Und so ist es noch bis heute.
00:01:35 Peck: Pause. Okay. Schnitt
00:01:35 Eisler: Für mich war vor allen Dingen auch ausschlaggebend, dass ich mich befreunden konnte mit dem Gedanken, wieder in Deutschland zu sein. Dass die DDR ein antifaschistisches Land ist, wo der Faschismus wirklich mit Stumpf und Stiel ausgerottet wurde. Die Nazis sind von alleine gelaufen. Und wenn man dann noch Kriegsverbrecher gefunden hat, die hat man unschädlich gemacht. Außerdem sind die meisten Mitglieder unserer Regierung selber Leute, die entweder im KZ gesessen haben oder im Gefängnis. Also wirklich Antifaschisten. Meine Kameraden, und das war für mich außerordentlich wichtig. Und ich bin hier zum ersten Mal eine gleichberechtigte Bürgerin und habe zum ersten Mal in meinem Leben hier wählen können, denn ich war ja vorher in Deutschland immer Ausländerin, da ich in Polen geboren war. Und nie Deutsche geworden bin. Das war also hier in der DDR und das ist das, wofür ich der DDR sehr dankbar bin.
00:02:45 Peck: Schnitt USA.
00:02:47 Eisler: Also ich möchte sagen, dass ich in New York wahnsinnig gern gelebt habe. Die Stadt hat mich fasziniert. Und es war sehr merkwürdig mit mir. Als ich eine Woche in New York war, hatte ich das Gefühl, ich habe immer dort gelebt. Dazu kommt natürlich, dass also viele Mitglieder meiner Familie dort gelebt haben, schon seit langer Zeit. Zum Beispiel die Schwester meines Großvaters, die ist ausgewandert in die Vereinigten Staaten, als mein Großvater nach Deutschland ausgewandert ist im vorigen Jahrhundert und auch ein Bruder meiner Mutter lebte dort mit seinen neuen Kindern, so dass ich familiären Anschluss auch hatte. Und irgendwie, mir lag diese Stadt mit allen ihren Schönheiten und allen ihren abstoßenden Seiten. Und deren gab es viele. Aber wie gesagt, ich habe herum gejobbt, also viele Jobs gehabt, du musst ja Geld verdienen. Mal das und das. Ich habe zuerst in einem Kindergarten gearbeitet, damit mein Englisch amerikanisch wird. Das Englisch habe ich in der Schule gelernt. Aber wie das so ist, nicht wahr. Man lernt es ja erst einmal im Land richtig. Ich habe in Büros gearbeitet, ich habe bei der Gewerkschaft gearbeitet, bei der American Clothing Workers Union und habe auch einmal in einer Fabrik gearbeitet, wo man Brillenrahmen hergestellt hat, das war eine scheußliche Arbeit, die, wenn man nach Hause kam, musste man sich erst mal von oben bis unten waschen, um den scheußlichen Geruch loszuwerden. Ja, und dann habe ich für das Jugoslav Relief Komitee gearbeitet.
00:04:35 Peck: Pause. Schnitt
00:04:38 Eisler: Selbstverständlich würde ich furchtbar gern mal wieder in die Vereinigten Staaten fahren, um das Land wiederzusehen, um... denn ich habe ja dieses ganze Land durchreist, von der Ostküste bis zur Westküste, als ich eine Vortragstournee dort unternommen habe, um die Menschen über meinen Mann aufzuklären und um Solidarität zu bitten und meine Freunde wiederzusehen. Aber ich bin ja deportiert worden, ausgewiesen worden mit dem Vermerk, dass ich nicht mehr zurückkommen darf. Nun ist es so mit dem nicht mehr Zurückkommen: Die Nazis haben mich auch ausgewiesen und deportiert und ich dürfte nie wieder zurückkommen. Ich bin also wieder zurückgekommen. Aber bei den Vereinigten Staaten ist es so, dass ein Kongress Man einen Antrag stellen müsste im Kongress, damit ich mal wieder hinkommen darf. Und das weiß ich nicht, ob das irgendjemand tun würde. Schnitt
00:05:45 Peck: Ausdrücken, was Sie sind. Also in Bezug auf Deutsch, in Bezug auf das Jüdische.
00:05:49 Eisler: Also, ich bin Jüdin. Zunächst einmal ja. Ich bin als Jüdin geboren, bin eine Jüdin und bleibe eine Jüdin und bekenne mich dazu. Gleichzeitig bin ich Bürgerin der DDR. Und arbeite im Sinne der Politik der DDR. Mh ja. Wie soll ich das noch beschreiben? Ich bin eine DDR-Jüdin. Schnitt
00:06:25 Peck: Okay.
00:06:25 Eisler: Ich bin in der DDR in die SED eingetreten. Ich bin heute noch Mitglied der SED. Und ähm, am Sozialismus aufbauen heißt also, die Politik der Partei der Regierung zu unterstützen, auf dem Gebiet, auf dem man arbeitet, also das Beste zu geben, was man kann, bei mir war das eben der Journalismus. Ich habe eine Zeitschrift gemacht, die den Menschen Freude bereitet hat. Und das war also in diesem Sinne mitzuhelfen, die Leute zu motivieren, beim Sozialismus aufzubauen. Außerdem habe ich, war ich auch als Trümmerfrau tätig, hier, da, wo ich jetzt wohne. Da waren ja nur Trümmer und wir, am Sonntag sind wir also enttrümmern gegangen. Mein Mann und ich, wir haben dabei mitgeholfen. Die Menschen zu erziehen, denen, die die Trümmer aus den Köpfen zu entfernen. Dazu waren ja die Medien in erster Linie also auch geeignet, um diese Aufgabe zu erfüllen. Die Trümmer, die Trümmer der Stadt wegzuräumen, das war relativ einfach, obwohl also das ein enormer Job war. Aber die Trümmer in den Köpfen, die Köpfe sauber zu machen, das war eine viel schwierigere Aufgabe. Schnitt
00:07:59 Peck: Okay.
00:08:00 Eisler: Ich bin absolut für den Staat Israel. Ich bin dagegen, dass die Israelis also momentan in der Art und Weise, wie sie gegen die Araber vorgehen, das entsetzt mich. Aber ich bin der Meinung, der Staat muss bleiben. Und hätte es ein Israel gegeben vor dem Holocaust, dann wäre der Holocaust nie passiert. Schnitt
Interview mit Hilde Eisler vom 31.08.1989, veröffentlicht in: Jüdische Geschichte[n] in der DDR, <https://ddr.juedische-geschichte-online.net/quelle/source-31> [09.10.2024].